Regenwald auf Borneo

Regenwald
Tropischer Regenwald ist ein Sammelbegriff für Tiefland-, Bergregen- und Nebelwälder, die in der äquatorialen Zone beheimatet sind. Diese Ökosysteme zeichnen sich durch eine besonders hohe Biodiversität (Vielfalt an Arten, genetischen Bausteinen und Lebensräumen) aus, mit einem hohen Anteil an endemischen Arten, also Tier- und Pflanzenarten, die nur in diesem Gebiet vorkommen und damit weltweit einzigartig sind. Allerdings ist die Individuenzahl der verschiedenen Arten relativ gering. Das bedeutet, dass man eher viele verschiedene Arten findet, als viele Exemplare derselben Art.

Medizin und Grundlagenforschung

Der Regenwald bietet für eine Millionen Menschen die wichtigste Lebens- und Wirtschaftsgrundlage. 90% der 1.2 Milliarden Menschen, die weltweit in extremer Armut leben, sind auf Wälder angewiesen, um einen Teil ihrer Grundbedürfnisse zu decken. Für seine Bewohner ist der Tropenwald nicht nur die wichtigste Lebensgrundlage, er stellt für sie auch einen unersetzbaren traditionellen und kulturellen Bezugsrahmen dar. Damit spielt der Schutz der Tropenwälder eine zentrale Rolle bei der Bewahrung der ethnischen Vielfalt. Regenwälder beherbergen etwa 70% der global vorkommenden Tier- und Pflanzenarten und liefern Nahrungsmittel, sauberes Wasser, Heilpflanzen und Baumaterial. Sie beeinflussen darüber hinaus die lokale und globale Klimabildung, regulieren die Lufttemperatur, erhalten die atmosphärische Luftfeuchte, absorbieren CO2 und exzessive Regenfälle und verhindern damit Erosionen und Überschwemmungen. Sie erhalten die Bodenfeuchtigkeit und den Erdboden mit Mineralien. Sie bilden aber auch wertvolle Reservoire für Biochemie und -technologie, Pharmazie, Medizin und Grundlagenforschung.

Wissenschaftler schätzen, dass jährlich 26'000 Arten aussterben - alle 20 Minuten verliert die Welt somit eine Art. Menschliche Aktivitäten - Landwirtschaft, Verstädterung, Raubbau und Abholzung, Umweltzerstörung und die Erwärmung des Klimas - reduzieren die biologische Vielfalt täglich weiter. Bis zum Jahr 2020 könnten weitere 20% der Arten aussterben. So sind nicht nur Eisbären, sondern auch Orang-Utans direkt oder indirekt durch menschliche Einflüsse vom Aussterben bedroht.
Innerhalb eines Ökosystems übernimmt jede Art eine wichtige Funktion. Der Verlust von Arten führt dazu, dass das Ökosystem ärmer und deutlich anfälliger für andere Einflüsse wird. Dadurch verändert sich auch die Lebensgrundlage der Menschen, die dort leben. Nicht nur in den Regenwäldern gilt: Mit vielen Tier- oder Pflanzenarten, die ausgerottet werden, verschwindet unersetzbares Wissen.
Ein typisches Merkmal des tropischen Regenwaldes ist die Bildung von sehr komplexen Vegetationsstockwerken an den Bäumen, die jeweils charakteristische Tier- und Pflanzenarten beheimaten. So können viele Arten miteinander existieren, ohne zu stark um Ressourcen (Nahrung, Nistplätze etc.) zu konkurrieren. Die tieferen Ebenen der Bäume beherbergen dabei die grösste Artenvielfalt. Die bis zu 60 Meter hohen Bäume bilden ein dichtes Schirmdach, so dass nur wenig Licht den Boden und die unteren Stockwerke des tropischen Regenwaldes erreicht. Daher gibt es hier sehr viele "Aufsetzerpflanzen" - Pflanzen, die auf den Stämmen, Ästen und sogar Blättern der Bäume wachsen und sich von ihnen tragen lassen.