April – Bärengalle als «Heilmittel» gegen Covid-19

Die zwei Malaienbären Chiko und Kiki klettern einen Baum hinauf

© BOS Foundation | Ruby Simon

In der Flut an Berichten zum Coronavirus ging eine Meldung weitgehend unter. Sie ist erschütternd: In China wird ein grausames «Heilmittel» zur Behandlung von Covid-19 propagiert.

Anfang März 2020 beschloss China, gegen kulinarische Wildtiermärkte vorzugehen, da diese als möglicher Ursprungsort der Übertragung des Coronavirus gelten. Ein Hoffnungsschimmer. Verkauf und Konsum von Wildtierprodukten zu medizinischen Zwecken wurden von diesem Verbot jedoch ausgenommen. Und als wäre dies nicht tragisch genug: Jetzt empfiehlt die chinesische Gesundheitskommission Bärengallensaft als Arzneimittel gegen Covid-19 – in Form des traditionellen Heilmittels Tan Re Qing. Dieses setzt sich aus einer Kräutermischung, Ziegenhorn und der Gallenflüssigkeit von Bären zusammen und wird zur Bekämpfung von Bronchitis und Infektionen der oberen Atemwege eingesetzt.

Bärengalle, ausgerechnet! Das Geschäft ist kein neues, der stark nachgefragte Verdauungssaft wird für diverse medizinische Produkte verwendet. Die Gallenflüssigkeit wird von der Leber produziert und in der Gallenblase gespeichert. Sie enthält eine hohe Konzentration an Ursodeoxycholsäure und soll auch bei Lebererkrankungen und Gallensteinen helfen.

Im Namen der traditionellen chinesischen Medizin wird den «Gallenbären» – vor allem Kragen- und Malaienbären – in China und Teilen Südostasiens auf brutale, unsagbar schmerzhafte Weise bei lebendigem Leib ebendieser Gallensaft abgezapft. In Gallenfarmen werden die Tiere oft jahrelang unter schlimmsten Bedingungen in engen Käfigen festgehalten. Manche von ihnen erfahren nie, wie sich ein Bärenleben in Freiheit anfühlt.

Ein junger Malaienbär

© BOS Foundation | Kristen Buckley

Verspielt und intelligent: Zur Entfaltung brauchen Malaienbären wie Pampy eine natürliche Umgebung.

Eine falsche Botschaft!

Nach aktuellem Wissensstand gibt es keine Belege für die Wirksamkeit von Bärengalle gegen Covid-19. Chinesische Ärzte haben dem Saft mittlerweile die heilende Wirkung gar gänzlich abgesprochen. Hinzu kommt, dass der in der Bärengalle enthaltene Wirkstoff Ursodeoxycholsäure längst auch synthetisch hergestellt werden kann. Die Empfehlung der chinesischen Gesundheitskommission sendet eine falsche Botschaft an all jene, die vom illegalen Wildtierhandel profitieren. Tierquälerei darf nicht mit der Gesundheit der Menschen gerechtfertigt werden. 

Im Gegensatz zu China oder Vietnam existieren in Indonesien nur wenige bekannte illegale Gallenfarmen, die vom Aussterben bedrohten Malaienbären stehen dort unter strengem Schutz. Und dennoch sind sie gefährdet: So wurden die meisten der über 70 Bären in der Obhut der BOS Foundation aus elender illegaler Haustierhaltung beschlagnahmt oder vor Wilderern gerettet. Bei BOS erhalten sie die Chance auf ein bärengerechtes Leben.

 

70 Malaienbären in Sicherheit bei BOS

 

Die BOS Foundation kümmert sich derzeit um 70 verletzte und verwaiste Malaienbären. Diese konnten erst kürzlich in neue, durch Schweizer Stiftungsgelder finanzierte Waldanlagen umziehen. Der Malaienbär ist als kleinster Bär der Welt im illegalen Wildtierhandel sehr beliebt. Besonders die Babys wirken ungefährlich und «niedlich», weshalb sie in vielen Ländern als Haustier nachgefragt werden – illegal! Zu jedem verkauften Bärenbaby gehört auch eine zuvor von Wilderern getötete Bärenmutter, die vergeblich versucht hat, ihr Junges zu schützen.

Ein junger Malaienbär klettert auf einen Baum

© BOS Foundation | Kristen Buckley

Malaienbären sind nicht nur durch illegalen Tierhandel gefährdet, sondern auch durch die Vernichtung ihres Lebensraumes.

Haben Sie ein Herz für Bären?

Unterstützen Sie die Rettung und Versorgung von Malaienbären.

Quellen: 

Chinas Regierung empfiehlt Bärengalle gegen Covid-19 (National Geographic, 27. März 2020)

Eklige Tierquälerei: China empfiehlt Bärengalle gegen Corona (Noizz, März 2020)

Qualvolles Leben für einen Irrglauben (Sonntagszeitung, 13. Mai 2017)