Giftiger Rauch raubt Mensch und Tier den Atem
Dr. Elisabeth Labes über die gesundheitlichen Gefahren
© BOS Schweiz
Dr. Elisabeth Labes (BOS Schweiz Mitgründerin, ehemalige Geschäftsführerin, Projektleiterin und Tierärztin) ist zu Gast bei uns im malerischen Orang-Utan-Häuschen in Zürich. Wir sitzen im Rosengarten im Innenhof bei spätsommerlichem Sonnenschein und reden über die schlimmsten Wald- und Torfbrände in Indonesien seit vier Jahren. Die Situation ist absurd. Die Problematik so weit weg und doch so nah, denn wir beide kennen die Orang-Utans und BOS-Mitarbeitenden persönlich, die aktuell gegen die Feuer kämpfen und massiv unter dem giftigen Rauch leiden.
Erschreckende Zwischenbilanz
Über 328 000 Hektare Land sind in Indonesien zwischen Januar und August 2019 verbrannt, 9000 Brandbekämpfer und 52 Flugzeuge hat die Regierung im Einsatz. Tausende weitere Helfer sollen hinzukommen. Wie ernst die Lage ist, zeigt die Tatsache, dass Indonesien und Malaysia mit dem Melken von Wolken begonnen haben. Dabei werden Chemikalien versprüht, die künstlich Regen erzeugen.
1500 Schulen geschlossen! Und die Orang-Utan-Waldschule?
Nach den Schuldigen, die die Brände mit Absicht legten, um ihre Konzessionen zu erweitern und die Felder für die Pflanzsaison parat zu machen, wird gesucht. 200 Personen sind bereits verhaftet und Versäumnisse von Seiten der Regierung eingeräumt. Auch in den Nachbarländern Singapur, Thailand und in Malaysia ist die Luftqualität wegen der Brände so schlecht, dass sich diplomatische Krisen nicht vermeiden liessen.
Die komplette Region ist in dichten und giftigen Rauch gehüllt. Allein in Indonesien wurden 1500 Schulen geschlossen. Im Falle unserer Waldschule geht das nicht. Die Orang-Utans und die BOS-Mitarbeitenden harren aus und leiden.
Jede Spende hilft, Menschen- und Orang-Utan-Leben zu retten und tierärztliche Untersuchung ermöglichen!
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BOS kämpft gegen Atemwegserkrankungen
© BOS Foundation
Werte zwischen 300 und 500 gelten auf dem Air Quality Index (AQI) als giftig bzw. gesundheitsschädlich. Am 15. September wurde in Palangkaraya, dem Standort der BOS-Rettungsstation Nyaru Menten, ein Wert von 2000 gemessen! Kein Wunder müssen dort jetzt schon über 30 Tiere, darunter viele Babys und Jungtiere, wegen Atemwegserkrankungen behandelt werden. Ich, Dr. Sophia Benz, Geschäftsführerin BOS Schweiz, nutze die Gelegenheit und hole Elisabeths veterinärmedizinischen Rat ein:
Sie erklärt, dass Atemwegserkrankungen immer wieder in den BOS-Rettungsstationen behandelt werden. Beispielsweise leiden einige Orang-Utans unter Luftsack-Infektionen. Inhalatoren und Medikamente, die sonst bei Mukoviszidose kranken Menschen verwendet werden, kommen zum Einsatz. «Solche Inhalatoren werden auch jetzt genutzt, um den Orang-Utans das Atmen im dichten Rauch zu erleichtern», sagt sie. Per externen Masken wird also Sauerstoff zugeführt, «ähnlich wie wir es von Nikotin-Kranken kennen».
Helfen Sie mit z.B. 60 Franken, die Rauchopfer mit Inhalatoren und Antibiotika zu versorgen.
Gift für kleine Lungen – der Rauch gefährdet vor allem Babys und Jungtiere
Einige giftige Partikel des Rauches dringen besonders tief in die Lungen der Tiere und Menschen ein. Sie legen sich auf die Lungenbläschen. Der Sauerstoffaustausch wird dadurch eingeschränkt. Wenn der Sauerstoffgehalt im Blut über längere Zeit reduziert ist, kann das auch andere Organe schädigen“, warnt Elisabeth.
Zunächst wehrt sich der Körper aber mit Sekretbildung. Die Schadstoffe sollen abgehustet werden. Dieser Husten kann chronisch werden, geschädigtes Lungengewebe absterben und die Lungen sich entzünden. Sekundäre bakterielle Infektionen, d.h. Lungenentzündungen, müssen dann dringend mit Antibiotikum behandelt werden.
Dass gerade Antibiotika auf Borneo nicht immer in der passenden Dosierung verfügbar sind, weiss Elisabeth aus eigener Erfahrung. In den letzten 10 Jahren kümmerte Sie sich u.a. darum, solche Medikamente für die Tierkliniken der BOS Foundation in der Schweiz aufzutreiben. Hinzu kommt, dass vor allem bei ausgewachsenen Tieren eine tierärztliche Untersuchung nur unter Narkose ausserhalb des Käfigs möglich ist. Auch das sei aufwändig und koste viel Zeit und Geld.
© BOS Foundation/Björn Vaughn/BPI
Eine enorme finanzielle Belastung für BOS
Dass gerade Antibiotika auf Borneo nicht immer in der passenden Dosierung verfügbar sind, weiss Elisabeth aus eigener Erfahrung. In den letzten 10 Jahren kümmerte Sie sich u.a. darum, solche Medikamente für die Tierkliniken der BOS Foundation in der Schweiz aufzutreiben. Hinzu kommt, dass vor allem bei ausgewachsenen Tieren eine tierärztliche Untersuchung nur unter Narkose ausserhalb des Käfigs möglich ist. Auch das sei aufwändig und koste viel Zeit und Geld.
Wenn Atemwegserkrankungen chronisch werden, belasten uns die Behandlungskosten über einen langen Zeitraum. Regelmässige und zuverlässige Spenden sind da ganz besonders wertvoll, z.B. in Form einer Patenschaft für die BOS-Rettungsstationen.
Gerade die Babys und Jungtiere in den BOS-Rettungsstationen sind gefährdet. „Ihre Lungen sind noch nicht voll ausgebildet. Stirbt hier Gewebe ab oder ist die Lungenfunktion länger eingeschränkt, kann das besonders schwerwiegende Folgen haben“. Wichtig ist, das Immunsystem der gefährdeten Tiere zu stärken, um sekundäre Infektionen der Atemwege und Lungen zu vermeiden. Vorbeugend werden Vitamine, d.h. extra Rationen Obst und Gemüse gefüttert. Auch Zwiebelsaft und zusätzliche Milchrationen sind sinnvoll, um die Orang-Utans auf die massive gesundheitliche Belastung durch den giftigen Qualm vorzubereiten.
Gesundheitliche Schäden können minimiert werden
© BOS Schweiz
Ein Entkommen scheint es nicht zu geben. Die Orang-Utans, die BOS-Mitarbeitenden und deren Familien sind dem Rauch ausgeliefert. Aber gesundheitliche Schäden können minimiert werden und Infektionen möglichst verhindert werden.
Elisabeth verabschiedet sich. Ich atme besonders tief durch nach diesem Gespräch. Meine Lungen füllen sich mit sauberer und guter Zürcher Luft. Wie privilegiert wir doch sind denke ich, setzte mich an meinen Schreibtisch und tippe diesen Text mit einer eindringlichen Bitte an Sie:
Helfen Sie mit! Spenden Sie z.B. eine Tagesration Milch für 12 Franken oder 32 Franken für eine extra Ration Baby-Milch und Früchte.