Auf der Heimreise kurz ein paar Malaienbären und Orang-Utans retten

Dr. Joost Philippa zeigt wie es geht

BOSF

Ruhig, auf eine sehr sympathische Art bescheiden, berichtet Dr. Joost Philippa über das vielleicht grösste und wichtigste tierärztliche Vorhaben der BOS Foundation der letzten Jahre: Gemeinsam mit dem BOS-Tierärzteteam in Samboja Lestari operiert er dort zur Zeit Orang-Utans und Malaienbären – fast schon im Akkord.

 

Selten haben von uns finanzierte Vorhaben einen so unmittelbaren und nachhaltigen Effekt auf das Wohl der Tiere und selten wird so schnell eine Anschlussfinanzierung benötigt.

Mit der romantischen Vorstellung einer Tierklinik unter Palmen hat Dr. Joost Philippas Alltag im Moment wenig gemein: Von morgens bis abends leistet der erfahrene Tierarzt wahrhaft unter schwierigen Bedingungen Aussergewöhnliches. Es ist heiss und schwül in der BOS-Rettungsstation Samboja Lestari. Jede körperliche und geistige Anstrengung wird schon allein auf Grund der klimatischen Bedingungen zur Kraftprobe. Hinzu kommen Zeitdruck und logistische Herausforderungen, was die Ausstattung der Tierklinik angeht.
Viele Bären brauchen eine Behandlung

Mark Edward Harris/BOS Schweiz/BOSF

Eigentlich wollte Joost schon längst in seiner Heimat Holland sein. Viele Jahre war er u.a. in Indonesien als Experte für Primaten und Malaienbären gefragt und arbeitete als Tierarzt für verschiedene, auch internationale, Rettungsprogramme in Asien (China, Vietnam und Indonesien) und Afrika (Ruanda oder Kongo). Nun wollte er sich ins ruhigere Holland zurückziehen – wäre da nicht BOS mit einer Anfrage gekommen, die ein leidenschaftlicher Tierarzt nicht ausschlagen konnte.

 

In der BOS-Rettungsstation Samboja Lestari müssen dringend tierärztliche Behandlungen an Malaienbären und Orang-Utans durchgeführt werden. Bisher war dafür weder Geld noch die nötige Expertise vorhanden. Zudem soll das gesamte Malaienbären-Projekt evaluiert werden. Denn jetzt, wo die aus der Schweiz finanzierten Aussengehege fertig gestellt sind, rückt die (medizinische) Versorgung der Tiere in den Fokus. Ein Bärenjob – selbst für einen erfahrenen Tierarzt wie Joost, denn: Das BOS-Bärenprogramm ist mit aktuell 71 Tieren eines der grössten der Welt!

Nothilfe im Akkord

Anstatt nach Holland reiste Joost daher kurzerhand nach Samboja Lestari. So rettet er nun quasi auf der Heimreise noch «kurz» ein paar Bären und Orang-Utans. Seit seiner Ankunft unterzog er bereits 20 Bären einer Zahnbehandlung – Narkose und Transport inklusive. Zwei Bären kamen direkt in den Genuss eines alljährlichen Komplettchecks und relativ zu Beginn seines Einsatzes führte Joost eine Autopsie an einem verstorbenen Malaienbär durch. Er nutzte diese Gelegenheit, den anwesenden Tierärztinnen und Tierärzten wichtiges Bären-Fachwissen mit auf den Weg zu geben.

 

Einem Bären amputierte Joost zudem einen Zeh. Der Nagel wuchs schräg und schmerzte das Tier in regelmässigen Abständen. In Zukunft muss dieser Bär nun nicht mehr betäubt werden, nur um den Nagel regelmässig zu stutzen. Auch einem Bären mit einem Tumor im Mund- bzw. Rachenraum widmete sich Joost, genauso wie den Orang-Utans in der Rettungsstation: 10 davon durften bereits zum „Zahni Joost“. Ihnen wurden Zähne entfernt. Bei zwei blinden Orang-Utans musste Joost die Augäpfel entfernen und konnte den Tieren so Schmerzen ersparen. Kompliziertere Augenprobleme (insbesondere notwendige Operationen am grauen Star) diskutierte er mit erfahrenen Augenexperten im Ausland, um eine Lösung für diese Tiere zu erarbeiten.

Joost operiert fast schon im Akkord

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Gefragtes Fachwissen

Dr. Joost Philippa will Wissen weitergeben

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Die Möglichkeiten für die lokalen Tierärztinnen und –ärzte von Joost zu lernen sind riesig. Sie saugen das vermittelte Wissen förmlich auf und wenden das Gelernte mittlerweile selber an: Nachdem sie Joost bei mehreren Zahnoperationen an Malaienbären assistieren durften, sind sie nun so weit, die anstehenden Zahnoperationen an Orang-Utans und die noch ausstehende Operationen an Malaienbären selbständig durchführen! Auch zwei Tierärzte aus der BOS-Rettungsstation in Nyaru Menteng kommen in den Genuss, von Joost zu lernen. Wie gefragt seine Expertise ist, zeigt die Tatsache, dass bereits zwei Malaienbären-Programme aus der Umgebung angefragt haben. Sie würden ihre Tierärzte gerne von Joost im Rahmen des Projekts schulen lassen.

 

Vor Ort evaluiert Joost zudem die Arbeit des BOS-Tierärzteteams und der BOS-Pfleger*innen. Ziel der Evaluation ist es, genaue Regeln und Vorgehensweisen für Standardaufgaben zu erarbeiten und die existierenden Protokolle weiterzuentwickeln. Zu diesen Standardaufgaben gehören unter anderem der artgerechte Transport kranker oder betäubter Tiere, die Ausgestaltung von (Transport-)Käfigen, die Bereitstellung von Beschäftigungsmöglichkeiten oder die alljährlichen Gesundheitschecks. Besonders eng arbeitet Joost deshalb mit Dewi zusammen, der neuen Koordinatorin des Malaienbären-Programms. Da Zahnprobleme in vielen Fällen durch eine Ernährungsumstellung behoben werden können, steht auch der Ernährungsplan der Tiere auf dem Prüfstand. Die Kommunikation innerhalb und zwischen den Teams sowie infrastrukturelle Probleme vor Ort werden ebenfalls kritisch beleuchtet und Verbesserungspotential identifiziert. Oft mangelt es an speziellen Geräten, Medikamenten, gutem Licht oder schlichtweg Platz. Diese Lücken bzw. Probleme im alltäglichen Einsatz zu erkennen und sinnvolle Lösungsvorschläge zu erarbeitet, gehört ebenfalls zu Joost Aufgaben.

Wir brauchen Ihre Hilfe

Und BOS hat Glück: Joost hat sich bereit erklärt, seine endgültige Abreise nach Europa um einen weiteren Monat zu verschieben und seinen Aufenthalt bei BOS um vier Wochen zu verlängern. Doch hierfür fehlt die Finanzierung.

 

Auf Joosts To-do-Liste stehen 16 weitere Zahnbehandlungen, 3 weitere Tumorbehandlungen, 69 generelle Gesundheitschecks von Bären, 7 Zahnentfernungen und 1 Wurzelbehandlung bei Orang-Utans (3827 Franken).

 

Benötigt wird zudem tierärztliches Gerät, u. a. eine Trage, die sowohl dem Transport von Bären als auch Orang-Utans standhalten kann (92 Franken). Ein Sauerstoff-Tank steht ebenfalls auf der Wunschliste, genauso wie Medikamente für die oben genannten Operationen im Wert von insgesamt 3570 Franken. Wie ein geeigneter Transportkäfig für Bären aussehen müsste, wissen wir dank Joost bereits. Nun soll der Käfig gebaut werden. Kostenpunkt: 287 Franken.

Wir brauchen Ihre Hilfe

BOSF

Mit Ihrer Hilfe können wir jetzt sicherstellen, dass Joost seine Behandlung von kranken und verletzten Orang-Utans und Malaienbären fortsetzten und BOS weiterhin dabei unterstützt kann, eigenes tierärztliches Fachwissen aufzubauen!

Ihre Spende sichert die tierärztliche Versorgung von 71 Bären und knapp 120 Orang-Utans in der BOS-Rettungsstation Samboja Lestari. Das Gesamtprojekt hat einen Umfang von knapp 25330 Franken. Helfen Sie uns, die geplanten 17000 Franken zum Gelingen des Projektes beizusteuern. Den Restbetrag wird unsere neue Partnerorganisation, Orangutan Veterinary Aid (OVAID), bereitstellen.

Eine Premiere – neue Partnerschaft mit Orangutan Veterinary Aid (OVAID)

Premiere - Zusammenarbeit mit OVAID

Zum ersten Mal finanziert BOS Schweiz im Rahmen dieser Initiative ein Projekt in Zusammenarbeit mit OVAID, einer NGO mit Sitz in Grossbritannien. Im Jahr 2014 wurde OVAID von Nigel und Sara gegründet, die zuvor jahrelang als Tierarzt bzw. als Tierarztherferin auf Borneo und Sumatra in verschiedenen Orang-Utan-Rettungszentren tätig waren.

 

Ziel der Organisation ist es, Orang-Utan-Rettungszentren tierärztliches Fachwissen, medizinisches Gerät und Medikamente zur Verfügung zu stellen und auf diesem Wege deren wichtige Arbeit in Indonesien und Malaysia zu unterstützten. OVAID wird bis heute komplett von Freiwilligen geführt und orientiert sich allein am Wohl der Orang-Utans.

Vielen Dank für Ihre Spende! Ohne Ihre Unterstützung wäre dieses Projekt nicht möglich.

Last but not least:

Wir danken OVAID und der BOS Foundation für die gute Zusammenarbeit bei der Umsetzung dieses grossartigen Projektes sowie den anderen BOS-Partnerorganisationen, welche die BOS-Rettungsstationen und damit die wichtige Arbeit der BOS-Tieräzteteams ebenfalls unterstützen.