4 ORANG-UTANS ERFOLGREICH AUSWILDERN? EINE HERKULES-AUFGABE!


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Die Auswilderung von Orang-Utans ist ein heikler Prozess – eine Herkulesaufgabe, mögen einige sagen. Dieser Aufgabe hat sich Nicola Walpen (Communications and Campaign Officer bei der BOS Foundation) gestellt, als er 4 Orang-Utans auf ihrem langen Weg in die Freiheit begleitete: Arman, Marlies, Randy und Sumirah. Nachfolgend nimmt er uns mit auf diese erlebnisreiche Reise.

Helfen Sie uns bei den Vorbereitungen für die Auswilderungen, spenden Sie zum Beispiel 50 Franken oder 500 Franken für ein Transport-Paket!

   

500 KILOMETER UND 12 STUNDEN BIS ZUR FREIHEIT

4 Orang-Utans erfolgreich auswildern? Eine Herkulesaufgabe!

© BOS Foundation/Nicola Walpen

Die 500 Kilometer lange #OrangutanFreedom-Reise von der Orang-Utan-Rettungsstation Samboja Lestari (Ost-Kalimantan) zum Schutzgebiet Kehje Sewen begann am frühen Morgen des Donnerstag, 26. September. Die 4 Orang-Utans Arman, Marlies, Randy und Sumirah wurden betäubt, ein letztes Mal eingehend medizinisch untersucht und für ihre Reise vorbereitet. Dann legten wir sie in die mit Blättern gepolsterten grünen Transportkäfige. Ihre Reise in die Freiheit konnte beginnen.

12 Stunden dauerte die erste Etappe. Unterwegs beobachtete ich die Tierärztinnen Felita Widyaningsih und Muhtadin, wie sie mit unseren Technikern Hand in Hand arbeiteten. Mit geübten Handgriffen stellten sie sicher, dass die Orang-Utans wohlauf sind, nicht dehydrieren und es bequem haben. Zwischendurch gaben sie den Tieren frisches Obst.

Die erste Etappe beendeten wir bei Sonnenaufgang am Freitag, 27. September. Als ich das erste Licht durch den Wald scheinen sah, konnte ich die fernen Rufe von Gibbons hören. Ein absolut wunderbarer, stimmungsvoller Klang!

Der weitere Weg zum nördlichen Lager Camp Lesik führte uns über einen Fluss und im Pickup rund 5 Stunden, meist bergauf über schlammige Strassen. Am Rande der Strasse zum Lager, sah ich verlassene, bereits zerfallene Holzfäller-Fahrzeuge – sie waren überall. In dieser Gegend florierte einst die Abholzung – ein grosses Geschäft für Unternehmen. Diese ebneten die Strassen, um ihre Arbeit zu beschleunigen und noch tiefer in den Wald einzudringen. Diese verlassenen Lastwagen, die einst den Regenwald zerstörten, waren nun mit Moos und Baumwurzeln bedeckt.

   

Eine unglaubliche Erfahrung

Freitags um 16.00 Uhr waren wir endlich im Camp Lesik angekommen. Schweissgetränkt und erschöpft von der langen Fahrt in der Hitze kam mir das Camp wie eine Fata Morgana vor. Unglaublich, wie dieses Camp organisiert und gestaltet ist. Ich war beeindruckt! Ich sah viele Schlafräume, Bäder und sogar zwei Toiletten im typisch indonesischen Kniebeuge-Stil. Auch der kleine Fluss nebenan lud zum Baden ein. Dieses komfortable Camp, sollte für die nächsten zwei Tage mein Zuhause sein!

Am nächsten Tag, am 28. September, standen mehrere Techniker bereits um 4 Uhr morgens auf, um weiter zu fahren und die Auswilderungsorte einige Kilometer nördlich zu überprüfen. Im Lager führte die Tierärztin Felita währenddessen die letzten Untersuchungen bei Arman, Marlies, Randy und Sumirah durch. Sie musste sicherzustellen, dass die Tiere bereit waren, die letzte Etappe ihrer Heimreise anzutreten. Dank der intensiven Betreuung durch unsere Tierärztinnen ging es den 4 Orang-Utans gut. Sie waren bereit! 

Vom Lager aus fuhren wir mit kleinen Lastwagen durch eine unberührte, neblige Waldlandschaft nach Norden. Die Wolken am Morgen hatten sich aufgelöst, aber ein kühler Nebel vom nächtlichen Regen blieb in den Bäumen hängen. Wieder wartete eine schlammige, extrem steile Strasse auf uns. Ich hielt den Atem an, als der Fahrer unser Fahrzeug durch diese nasse Erde und den Schlamm bewegte – ohne abzurutschen.
Eine unglaubliche Erfahrung: das Camp Lesik

© BOS Foundation/Nicola Walpen

  

Im Regenwald umgibt uns heisser Nebel

4 Orang-Utans erfolgreich auswildern? Eine Herkulesaufgabe!

© BOS Foundation/Cohel

 

Schliesslich, nach einer langen und aufreibenden Reise, war der Moment gekommen, den wir erwartet hatten: wir kamen am ersten Auswilderungsort an. Es war unheimlich heiss, und die feuchte Luft hing um uns herum wie heisser Nebel. 

Marlies und Randy waren die ersten, die in die Freiheit entlassen wurden. Bald darauf folgte das kräftige Männchen Arman und am Schluss Sumirah.

Als wir die Käfige von Marlies und Randy öffneten, zogen wir uns zurück, um den Orang-Utans Raum zu geben, das zu tun, was sie wollten. Marlies ging ohne Zögern direkt auf einen Baum zu und kletterte hinauf. 

Randy warf zuerst einen letzten Blick auf uns, bevor er sich in das dichte Blätterdach zurückzog. Aus der Ferne sah er aus wie ein Gemälde, seine Muskeln klar definiert.

Unglaubliche Teamarbeit

 

Ich musste mich daran erinnern zu atmen. Einer der Techniker wies mich an, weiter zurück zu gehen. Randys Gesicht zeigte eine deutliche Überraschung. Nach mehreren Jahren in Käfigen, war das alles neu für ihn. Es schien als ob er kaum glauben konnte, wo er war. 


Es berührte mich, als ich sah, wie sich dieses starke Männchen anmutig durch den Wald bewegte. Ich hatte das Gefühl, dass dieser Moment mehrer Minuten dauerte. Später wurde mir klar, dass es nur Sekunden waren, zumindest laut meiner Videoaufnahme.

Eines weiss ich ganz sicher: Zu erleben, wie rehabilitierte Orang-Utans in den Regenwald zurückkehren und ihre Freiheit wiedererlangen, ist ein unvergessliches Erlebnis. 

Die herausfordernde Reise und die unglaubliche Teamarbeit, die für die erfolgreiche Rückkehr der Orang-Utans in geschützte Regenwälder erforderlich ist, machte diese Reise zu einer unvergesslichen Lebenserfahrung. 

Diese Auswilderung ist unvergessliche Lebenserfahrung

© BOS Foundation

WELTWEIT GRÖSSTES PRIMATENSCHUTZ-PROGRAMM

Seit 1991 rettet, betreut und schützt die BOS Foundation Orang-Utans, die ihren Lebensraum verloren haben oder illegal als Haustier gehalten wurden. Es ist das weltweit grösste Primaten-Schutzprogramm.

In zwei Rettungsstationen in Zentral- und Ostkalimantan werden rund 500 Tiere rehabilitiert und auf ein Leben in Freiheit vorbereitet. Der Rehabilitationsprozess ist langwierig und kann bis zu 9 Jahre dauern. Hier lernen die Orang-Utans von den BOS-Babysittern die wichtigen Lektionen für das Leben im Dschungel, die sie normalerweise von ihren Müttern lernen würden.
   

UNTERSTÜTZEN SIE UNS

Die Kosten einer einzigen Auswilderung beziffert die BOS Foundation (BOSF) mit ca. 10 000 Franken. Dieser Betrag beinhaltet die medizinische Vorbereitung der Orang-Utans auf die Auswilderung (u.a. Gesundheitschecks und das Einsetzen von Implantaten für die spätere Überwachung), die Versorgung der Tiere mit Nahrungsmitteln während des oft tagelangen Transportes, die Verpflegungs- und Übernachtungskosten sowie die Gehälter der involvierten Tierärzte, Pfleger und Träger, die notwendigen Medikamente (u.a. Betäubungsmittel und Notfallausrüstung), den Transport per Auto oder LKW, Flugzeug und/oder Boot. 

Helfen Sie uns bei den Vorbereitungen für die Auswilderungen, spenden Sie zum Beispiel 50 Franken oder 500 Franken für ein Transport-Paket!