Orang-Utan Robert auf Wanderschaft

Robert – ausgewildert im April 2016

Im April 2016 ausgewilderter Robert auf Wanderschaft (Bild: BOS Foundation)

Das Post-Release Monitoring (PRM)-Team machte kürzlich während einer Patrouille im Norden von Kehje Sewen (KJ7) eine überraschende Entdeckung: Das Team traf ziemlich unerwartet auf Robert, ein 10-jähriges Orang-Utan-Männchen, das im April 2016 in die Freiheit entlassen worden war.

 

Die Begegnung war erstaunlich, denn in den Wochen zuvor war Robert noch auf der Südseite des Waldes gesichtet worden. Der Orang-Utan hatte in der Zwischenzeit rund 25 Kilometer zurückgelegt – eine Strecke von Zürich nach Zug.

 

Die ökologischen Gärtner des Regenwalds

Junge Orang-Utan-Männchen wandern in der Wildnis durchschnittlich ein bis zwei Kilometer pro Tag. Ausgewilderte Orang-Utans hingegen brauchen Zeit, sich an die neue Platzverhältnisse und das reiche Nahrungsangebot im Regenwald zu gewöhnen. Dabei erfüllen die Bewohner des Regenwaldes auch eine ökologische Funktion: Während ihren Erkundungstouren essen sie Blätter und Früchte, deren Samen sie später wieder ausscheiden. Diese keimen und wachsen zu neuen Pflanzen heran. Orang-Utans leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Regeneration und Gesundheit des Regenwaldes.

 

Schlemmen und Schlafen

Eine lange Reise macht hungrig! Als das PRM-Team Robert fand, baumelte er gemütlich an einem Baum und suchte anschliessend nach kulinarischen Köstlichkeiten, wie frische Triebe und Termiten. Wilde Orang-Utans ernähren sich von über 500 verschiedenen Pflanzenarten. Neben Blättern, Rinde, Blüten und Insekten bilden Früchte den Hauptteil ihrer Ernährung. Nach ein paar Stunden des Schlemmens baute Robert ein Tagesnest, um ein Nickerchen zu machen.

 

Robert auf der Suche nach einer Freundin

Das PRM-Team vermutete zwei Gründe für Robert’s weitläufigen Streifzug: Entweder zog er los, um neue Nahrungsgebiete zu entdecken oder nach Weibchen zu suchen. 

Erwachsene Männchen leben alleine und geniessen ein Junggesellen-Dasein. Gelegentlich ziehen sie aber los, um nach einer geeigneten Partnerin zu suchen. Hat ein Orang-Utan-Männchen ein Weibchen gefunden, durchstreifen sie oft tagelang gemeinsam den Regenwald bis es zur Paarung kommt. Danach zieht das Männchen meistens weiter.

 

Weibchen bekommen ein Jungtier pro Geburt, das erste Mal mit etwa 15 Jahren, danach nur ca. alle 6-8 Jahre. Während der ersten drei bis vier Jahren sind junge Orang-Utans vollkommen abhängig von ihrer Mutter. Sie lernen von ihr, sich im Regenwald fortzubewegen, Nahrung zu finden und Gefahren zu erkennen. Mit ca. sechs bis sieben Jahren die Jungtiere dann selbständig und verlassen das Hotel Mama. 

Robert auf der Suche nach einer Freundin

Robert auf Streifzug (Bild: BOS Foundation)

Orang-Utans brauchen viel Platz

Expansionspläne der BOS Foundation zur Erweiterung den Lebensraum

Roberts Schlafnest (Bild: BOS Foundation)

Die Reise von Robert zeigt, Orang-Utans brauchen Platz. Die bisher genutzten Auswilderungsgebiete sind voll und räumlich begrenzt. Die Paarung ist dadurch nur innerhalb einer geschlossenen Population möglich. Deshalb hat die BOS Foundation (BOSF) im Rahmen des von BOS Schweiz finanzierten Oskalimantanprojektes II ein neues Gebiet von rund 60’000 Hektar Wald gepachtet (RHOI II), das KJ7 mit dem Nationalpark im Norden verbindet. So entsteht ein natürlicher Korridor, der es ausgewilderten Tiere ermöglicht, sicher abzuwandern und sich gesund zu verbreiten. KJ7, was in der Sprache der Dayaks so viel bedeutet wie «grosser Affe», erwarb BOSF im Jahr 2010. Das Regenwaldgebiet liegt im Nordwesten der Provinz Ost-Kalimantan und umfasst insgesamt 86.000 Hektar (860 km²).

 

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