Autsch! Eine schmerzhafte Lektion

Orang-Utan Valentino mit einem Stock in der Hand

© BOS Foundation | Lalita

Orang-Utans teilen 97 Prozent ihrer DNA mit uns. Es ist deshalb wenig überraschend, dass ihr Verhalten teilweise auch dem von uns Menschen gleicht. Wie sich Orang-Utans in Gruppen verhalten, lässt sich insbesondere in der Waldschule gut beobachten. Diese kurze Geschichte erzählt von einem kleinen Störenfried – den sowohl die Orang-Utans als auch wir Menschen nur allzu gut kennen.
Eines scheinbar gewöhnlichen Nachmittags waren die jungen Orang-Utans der Waldschulgruppe 5 mit Lernen und Spielen beschäftigt. Einige der Waldschüler*innen verbrachte ihre Zeit zwischen Blättern und Ästen, andere genossen den kühlen Schatten am Walboden. Auf einmal schienen die Orang-Utans aufgeregt und begannen, herumzuspringen. Betrachtete man die Szene etwas genauer, so wurde schnell klar, dass es sich dabei ganz und gar nicht um Freudensprünge handelte. 
Orang-Utan-Waldschüler*innen der Gruppe 5 klettern auf einem Baum

© BOS Foundation | Indrayana

Meryl, Hanin, Valentino und Angkasa verhielten sich alle sehr komisch: Meryl trampelte wie wild auf den Boden herum, Angkasa kletterte schnell auf einen Baum, Valentino schlug wiederholt mit einem Zweig auf den Boden und Hanin kratzte sich am ganzen Körper.

 

Eine der anwesenden Babysitterinnen erreichte die beunruhigten Schüler*innen und entdeckte eine Kolonie von Feuerameisen, auch katikih oder salimbada genannt, die die Orang-Utans attackiert hatte. Der Name der kleinen Krabbeltiere kommt nicht von irgendwo her: Ihre Bisse sind extrem schmerzhaft. Kein Wunder also, waren die jungen Orang-Utans so aufgebracht!

 

Die bornesischen Feuerameisen krabbeln auf dem Waldboden, um nach neuen Nestern oder Nahrung zu suchen. In diesem Fall spielten die Waldschüler*innen in unmittelbarer Nähe eines Nests, als sich die Ameisen zusammenschlossen, um sich gegen die grossen, braunroten Eindringlinge zu verteidigen.

Orang-Utan Hanin in der Waldschule

© BOS Foundation | Lalita

Als es Meryl und ihren Waldschul-Gspänli nicht gelang, die vielen Ameisen alleine loszuwerden, schaltete sich eine der BOS-Ersatzmütter ein. Sie half den Orang-Utans, indem sie sie an einen anderen Ort brachte, wo sie weiterspielen konnten.

 

Man merke sich also: Auch die noch so kleinsten Lebewesen im Regenwald können Tieren gefährlich werden, die um ein Vielfaches grösser sind als sie selbst. Es ist immer gut zu wissen, wann es Zeit für einen Rückzug sind – diese wichtige Lektion dürften an diesem Waldschulnachmittag auch Meryl, Hanin, Valentino und Angkasa gelernt haben.

 

In der Waldschule lernen die jungen Orang-Utan-Waisen von ihren menschlichen Ersatzmüttern alles Lebenswichtige für ihre spätere Auswilderung. Begleiten Sie die Waldschüler*innen als Gotte oder Götti auf ihrem Weg in die Freiheit – mit allen Höhen und Tiefen.