Wie steht es um Indonesiens Regenwälder?

Elfanten in Indonesien

Nun sag, wie steht es eigentlich um Indonesiens Regenwälder? Dieser Gretchenfrage widmete sich erstmals ein Bericht der indonesischen Regierung, der die Entwicklungen und Aufwendungen der letzten Jahre in einem sehr positiven Licht erscheinen lässt.

 

Indonesien besitzt die drittgrösste, zusammenhängende tropische Regenwaldfläche der Welt – einer der letzten Biodiversity-Hotspots der Erde. Gleichzeitig ist das Land der weltweit grösste Palmöllieferant. Dem Exportschlager fallen jährlich immense Waldflächen zum Opfer.

 

Nun veröffentlichte das Land einen Bericht, der - entgegen der Warnungen von Experten und Wissenschaftlern - behauptet, die Entwaldungsrate sei deutlich zurückgegangen und auch die diesjährigen Waldbrände hätten im Gesamten betrachtet weniger Schäden angerichtet, als in den Jahren zuvor.

Besonders die verheerenden Waldbrände von 2015, die nicht nur vielen Tieren, sondern auch vielen Menschen das Leben kosteten, haben bei der indonesischen Regierung zu einem umweltpolitischen Umdenken geführt. Um solche Brandkatastrophen, die häufig durch leichtsinnige und illegale Brandrodungen auf Plantagen ausgelöst werden, in Zukunft zu verhindern, rief die Regierung ein Programm ins Leben, das die Rodung von Torfmoorwäldern verbietet. Stattdessen werden Plantagenbesitzer sogar dazu aufgefordert, innerhalb ihrer Konzessionen Torfgebiete wieder aufzuforsten und zu erhalten.
Palmen im Regenwald
zerstörter Regenwald
Was dieser positive Bericht jedoch nicht preisgibt ist, dass Experten die Fortschritte der letzten Jahre als nicht sonderlich nachhaltig einschätzen. Auch das zu langsame Tempo der Fortschritte wird kritisiert, genauso wie begriffliche Definitionen hinterfragt werden. Zum Beispiel behauptet der Bericht, der Anteil der Waldgebiete an der Gesamtfläche des Landes betrüge in etwa 63%. Dies würde der ungefähren Grösse Südafrikas entsprechen (1.2 Millionen Quadratkilometer). Tatsächlich wird der Begriff „Wald“ hier aber sehr breit gefasst. Fast die Hälfte des hier deklarierten indonesischen Waldgebietes besteht nämlich aus Produktionswäldern. Dort, wo diese Wälder heute stehen, wuchsen einst tropische Primärwälder, die den Nutzwäldern weichen mussten. Die stetig steigende Nachfrage nach Palmöl, Bauholz oder auch Kautschuk führt seit Jahrzehnten zur massiven Abholzung des indonesischen Primärwaldes - der Heimat vieler bedrohter Tierarten.

Fairerweise muss allerdings auch festgehalten werden, dass weitere Organisationen und Institute den Rückgang der indonesischen Abholzungsrate bestätigen: Während diese in anderen tropischen Regionen weiterhin stetig steigt, gelang es der indonesischen Regierung sie in den letzten Jahren zumindest zu senken. Trotzdem dürfe man sich nicht auf diesen Errungenschaften ausruhen, da ein leichter Rückgang noch keinen Langzeittrend darstelle. Jetzt, da die indonesische Regierung endlich und erstmals eine Einschätzung des Zustands ihrer Wälder veröffentlicht hat, drängen Umweltschützer und Aktivisten zumindest darauf, sicherzustellen, dass die bisher erzielten Fortschritte auch aufrechterhalten werden. Sonst – so warnen die Vereinten Nationen – könnten bis 2022 bereits 98% der weltweiten Regenwälder zerstört sein.

Der Wald brennt