Inteligenz

Intelligenz

Intelligenz
Sein leistungsfähiges Gehirn dient der Orientierung: Der Orang-Utan ernährt sich von rund 500 verschiedenen Pflanzenarten, dabei überwiegend von Früchten: Etwa 60 Prozent seiner Nahrung bestehen aus diesen nahrhaften, saftigen Pflanzenprodukten. Zu den bevorzugten Waldfrüchten gehören Mangos, Feigen, Zibetfrüchte, Litschipflaumen und Jackfrüchte. Aber auch Blätter, Blattsprossen, Insekten, mineralhaltige Erde, Baumrinde und Lianen, gelegentlich sogar Eier und kleine baumlebende Wirbeltiere werden gefressen. Borneo Orang-Utans ernähren sich während der Trockenzeit häufig von Baumrinde. Die Zähne sind kräftig und gut geeignet, zähe, stachelige Fruchtschalen, harte Nüsse und Baumrinde aufzubrechen und zu zermalmen. Wasser nehmen Orang-Utans aus Baumlöchern zu sich. Sie tauchen ihre Hand in ein Loch und saugen dann das Wasser auf, das von den behaarten Handgelenken tropft.
Bei der Futtersuche bewegen sich die rothaarigen Menschenaffen auf 10 bis 15 Meter über dem Boden langsam durch das Kronendach der Bäume. Mit absoluter Sicherheit finden sie dabei die ergiebigsten Fruchtbäume. Ganz offensichtlich kennen sie nicht nur die Standorte der einzelnen Baumarten in dem von ihnen bewohnten Waldgebiet sehr genau, sondern wissen auch den jeweiligen Reifegrad ihrer Früchte. Ausserdem leiten sie das Vorhandensein wertvoller Nahrungsquellen auch aus dem Verhalten anderer Fruchtfresser des Regenwalds - Gibbons, Hornvögel und Tauben - ab. Beim Kontrollieren früchtetragender Bäume wählen Orang-Utans stets den kürzesten Weg von einem Baum zum anderen.

Orang-Utans haben ein ebenso grosses Gehirn wie Schimpansen und Gorillas, und zahme Individuen erreichen bei Intelligenztests ebenso hohe Punktzahlen wie jene. Diese grosse Leistungsfähigkeit des Gehirns ist zweifellos auf den präzisen Orientierungssinn und das gute zeitliche Gedächtnis für den Fruchtzyklus der verschiedenen Regenwaldbäume zurückzuführen.
Die erstaunliche Intelligenz des Orang-Utans hat den amerikanischen Zoologen Gary Shapiro dazu bewogen, einem jungen, zahmen Orang-Utan-Weibchen namens «Princess», das man auf die Auswilderung vorbereitete, die amerikanische Zeichensprache «Ameslan» beizubringen. In seiner Station verkehrten die auszuwildernden Orang-Utans ungehindert mit ihren wildlebenden Artgenossen, und Shapiro hoffte, Princess könnte ihm später über die Tätigkeiten der freilebenden Orang-Utans berichten. Obschon Princess sich als gelehrige Schülerin erwies und sich einen beachtlichen Wortschatz aneignete, plauderte sie leider nie «aus der Schule». So sind wir denn weiterhin auf die mühselige Kleinarbeit der Feldforscher angewiesen, um Näheres über die Lebensweise der «Roten Affen» zu erfahren.

Die Intelligenz der Orang-Utans reicht jedoch noch wesentlich weiter. Verhaltensforscher sprechen heute sogar von der Kultur bei Menschenaffen und von der Bedeutung von Erfindungen im Kontext kultureller Entwicklung. Wenn Menschenaffen - und damit auch die Orang-Utans - über Kultur im biologischen Sinn verfügen, bedeutet dies, dass Kultur nicht exklusiv beim Menschen vorkommt, sondern bereits bei anderen Primaten entstanden ist und sich beim Menschen bis auf ein sehr hoches Niveau entwickeln konnte. Das Verhalten und die Intelligenz von Orang-Utans zu studieren, hilft uns Menschen somit, zu erkennen, was unsere eigene Art im Kern ausmacht. Wollen Sie mehr zu diesem komplexen Thema erfahren, sprechen Sie uns an.

Emotionen wie Freude, Glück, Wut und Angst kann ein Orang-Utan ebenso empfinden wie ein Mensch. Orang-Utans baden gemeinsam in Flüssen und tun dies offenbar aus Freude, sie haben Vorlieben für bestimmte Dinge, sind sehr neugierig und nehmen aus Interesse heraus alles auseinander. Sie nehmen mit wacher Aufmerksamkeit intensiv Anteil an ihrer Umgebung und können depressiv, ängstlich und aggressiv werden, wenn sie einsam sind oder schlecht behandelt werden. Die hohe Intelligenz der Tiere erfordert, dass sie besonders bei der Haltung in Gefangenschaft stets geistig gefordert werden müssen, um ihr normales Verhalten beibehalten oder es als Jungtiere überhaupt entwickeln zu können. Das ist auch für BOS immer eine Herausforderung, denn das Ziel der Rehabilitierung ist, dass die Tiere eines Tages wieder selbständig im Regenwald überleben sollen. Dabei hat sich herausgestellt, dass rehabilitierte, freigelassene Orang-Utans zum Teil ein viel komplexeres Verhalten zeigen als ihre wilden Artgenossen. Möglicherweise, weil sie sich in ihrem frühen Leben mit ganz anderen Herausforderungen auseinandersetzen mussten.