Menschenaffen schlafen besser und länger als andere Primaten

Wie schlafen eigentlich Primaten und gibt es Unterschiede zwischen Großen Menschenaffen und anderen Primaten? Forscher haben sich dieser Frage angenommen und sind extra lange aufgeblieben. Eines ist sicher, die Schlafgewohnheiten unterscheiden sich nicht wesentlich von den unseren.
schlafender Orang-Utan

Große Menschenaffen wie Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen schlafen gern zusammengerollt. Typisch ist außerdem, dass sie sich komfortable Betten aus Blättern und Zweigen bereiten, während andere Primaten – mit Ausnahme von Lemuren und Loris – das nicht tun. Loris und Lemuren nutzen vorwiegend Baumlöcher, um ihre Jungen aufzuziehen, statt an immer wieder neue Nester zu bauen.

 

Für BBC Earth erklärt Matt Walker weitere Unterschiede zwischen den Schlafgewohnheiten großer Menschenaffen (z.B. Orang-Utans) und denen kleinerer Affenarten (z.B. Paviane). Laut Walker gehen diese Menschenaffen gern schlafen und legen sich für einen langen und tiefen Nachtschlaf zur Ruhe. Die sich ab und zu bewegenden Augenlider lassen vermuten, dass sie flüchtige Orang-Utan-Träume erleben. Einem Pavian beim Schlafen zuzusehen, sei eher wie die Beobachtung einer paranoiden Person, die verzweifelt versucht, zum Schlafen ein Auge zuzutun. Sie schlafen schlecht, sitzen aufrecht, balancieren auf ihrem Gesäß, mit schwirrenden Gedanken und ständig besorgt, jemand oder etwas könnte ihnen gefährlich werden.

Wie viele deutliche Unterschiede zwischen Menschenaffen und anderen Primaten hat das Schlafverhalten die Aufmerksamkeit von Forschern auf sich gezogen, die hoffen, herauszufinden, wie Menschen und Menschenaffen sich zu so intelligenten Lebewesen entwickelt haben. Wir wissen beispielsweise, dass Schimpansen bemerkenswert wählerisch sind bei der Auswahl ihres Nestbauplatzes. Kürzlich haben Forscher der Universitäten Duke und Indiana Orang-Utans und Paviane beim Schlafen in Gefangenschaft beobachtet, um mehr darüber herauszufinden.
Die Orang-Utans schliefen länger und tiefer als die Paviane, erklärten die Forscher im American Journal of Physical Anthropology. „Wir entdeckten, dass Orang-Utans nach jedem Kriterium von Schlafqualität die ‚besseren' Schläfer sind; das bedeutet im Vergleich zu Pavianen tieferen, längeren und weniger unterbrochenen Schlaf", so David Samson von der Duke University gegenüber BBC Earth.
Da das Schlafen in selbst gebauten Betten eine Gemeinsamkeit der nicht menschlichen Menschenaffen darstellt, muss dieses Verhalten schon bei den gemeinsamen Vorfahren vor etwa 14 bis 18 Millionen Jahren verbreitet gewesen sein. „Schlafplattformen erlauben es schwereren Affen sicher in den Bäumen zu schlafen und dabei vor Raubtieren und blutsaugenden Insekten in Sicherheit zu sein", so Samson. Forschung an Schimpansen ergibt ebenfalls, dass das Schlafen auf Baumplattformen den Affen Sicherheit bietet und ihnen hilft, trockenen Fußes zu bleiben.
Der längere Schlaf kann durchaus der Schlüssel zur Entwicklung größerer Gehirne sein. Samson fügt hinzu: „Kleine Affen verbringen tendenziell mehr Zeit in ‚leichtem' Schlaf wegen ihrer weniger bequemen, unsicheren und sozial dynamischen Schlafumgebung. Der Vorteil ist, dass sie leicht aufwachen, wenn ein Raubtier in der Nähe ist oder ein Artgenosse aktiv ist – aber dafür profitieren sie nicht von den Vorzügen eines tiefen Schlafs.