Ein Hoffnungsschimmer für den Artenschutz

alba in der Rettungsstation

Alba bei ihrer Auswilderung (Bild: BOS Stiftung).

Eineinhalb Jahre ist es her, seit Alba in die BOS-Rettungsstation Nyaru Menteng kam. Mit ihrem weissen Fell und ihren blauen Augen verzauberte sie die ganze Welt und wurde zur Botschafterin ihrer Art. Seit wenigen Stunden ist Alba nun zurück in ihrer Heimat, dem Regenwald!

 

Eine weisse Orang-Utan-Hand greift durch Gitterstäbe. Wasserblaue Augen blicken in die Kamera – traurig, unsicher, erwartungsvoll? Betäubt am Boden, dann im Käfig auf einen rumpelnden Pick-up geladen und endlich: Der Schritt in die Freiheit, in den Regenwald. Vorsichtig entfernt sich Alba vom Transportkäfig, als traue sie der wieder gewonnenen Freiheit noch nicht. Die Bilder von Albas Auswilderung sind eindrücklich. Sie zeigen das Happy End einer bewegenden Geschichte.

Die Entscheidungshoheit über Albas Schicksal und ihre Auswilderung lag in den Händen der indonesischen Behörden, denn offiziell gehören die Orang-Utans dem Staat. Dass sich die zuständigen Behörden für Albas Auswilderung entschieden und sie vorantrieben, hat vor allem symbolischen Wert: Zumindest offiziell bekennt sich damit die indonesische Regierung zum Artenschutz und übernimmt zudem Verantwortung – auch für Albas Sicherheit im staatlich verwalteten und kontrollierten Nationalpark. 

Aufbruch im Artenschutz

Alba endlich frei

Alba in der Freiheit (Bild: BOS Stiftung).

Wir wissen, dass das Überleben in der Wildnis kein Spaziergang ist. Das gilt für alle von BOS ausgewilderten Orang-Utans und erst recht für Alba. Wir bangen um sie und hoffen, ihr Leben in der Freiheit währt lange. BOS Schweiz hofft auch, dass diese Auswilderung nicht allein auf die Besonderheit der Protagonistin reduziert wird, sondern ganz im Sinne von Albas Namen tatsächlich eine “Morgendämmerung” einläutet, d.h. zu einem Aufbruch im Artenschutz führt. Durch ihr besonderes Aussehen berührte Alba Menschen rund um die Welt und löste in Indonesien eine politische Diskussion aus, die sogar die präsidiale Ebene erreichte. Alba erregte Aufmerksamkeit – auch für die düsteren Zukunftsaussichten der letzten Borneo-Orang- Utans. Ihre Botschaft wurde von verantwortlichen Personen gehört und wird diese hoffentlich dazu bewegen, Farbe zu bekennen und Veränderungen anzustossen. Auch durch die internationalen Leitmedien ging ein unüberhörbares Raunen, das hoffentlich ein Echo hierzulande auslösen wird.

Vision Freiheit

alba in freiheit

Die ersten Kletterversuche in der Wildnis (Bild: BOS Stiftung).

In diesem Sinne beenden wir das BOS Schweiz Jahr mit viel Sorge aber auch einem Hoffnungsschimmer im Herzen. Wir arbeiten weiter an unserer Vision Freiheit – für Alba und alle anderen Orang-Utans in unserer Obhut. Knapp 530 Tiere warten in unseren Rettungsstationen entweder auf ihre Auswilderung oder auf einen permanenten Platz auf einer bewaldeten und geschützten Flussinsel. Alba hat den Rückweg in ihr natürliches Habitat erstmal geschafft. Wir geben nicht auf, bis auch die anderen Tiere in unseren Rettungsstationen diesen Weg gemeistert haben oder in einer artgerechten, natürlichen Umgebung auf einer Insel leben können!

 

Eine Auswilderung kostet circa 10'000 Franken und bringt hohe bürokratische Hürden mit sich. Vor allem genügend geeignete Schutzgebiete müssen sichergestellt werden, d.h. Lizenzen erworben werden. Auch das Post-Release-Monitoring ist aufwendig und teuer. Über 80‘000 Franken kostet der Bau einer Vorauswilderungsinsel, die zeitgleich nur 3-4 Orang-Utans Platz bietet und zudem unterhalten werden muss.
Ohne grosszügige Spenderinnen und Spender sowie Stiftungsgelder aus der Schweiz wäre all das gar nicht möglich. Herzlichen Dank, dass Sie uns unterstützen! Wir wünschen Ihnen erholsame Feiertage, einen Gute Rutsch und hoffen, Sie auch im kommenden Jahr an unserer Seite zu haben.
Ihr BOS Schweiz-Team