Schweizer Stadtbäume in Gefahr

Markierte Bäume in Zürich
Am Samstag, 24.6.23 sorgen markierte Bäume schweizweit für grosse Beunruhigung. An der Zürcher Seepromenade, auf der Basler Pfalz und auf der Berner Münsterplattform herrscht Unruhe. Informationen vom Amt für Stadtbaumpflege (AFS) bestätigen die Angst von besorgten Passantinnen und Passanten: diese Bäume werden gefällt.
Wie an jedem sonnigen Samstag füllen sich gegen Mittag die lauschigen Plätze in Zürich, Basel und Bern. Gutgelaunte Menschen schlendern am See, am Rhein und an der Aare entlang. Doch etwas lässt sie erstaunt stehen bleiben: Die alten, mächtigen Platanen sind mit rot-weissem Absperrband markiert, daneben steht ein Informationsplakat des Amtes für Stadtbaumpflege (AFS). Dick darauf zu lesen: “Diese Bäume werden gefällt.”

Bäume fällen als Folge der Wohnungsnot

Die Passantinnen und Passanten lesen beunruhigt weiter: “Der Schweizer Stadtbaumbestand wird regelmässig reguliert und an die Platzbedürfnisse der Bevölkerung angepasst. Aufgrund der aktuell herrschenden Wohnungsnot wird dieser Platz umgenutzt.

 

Nachhaltigkeit ist uns wichtig, darum wird das Holz von dieser Gemeinde weiterverwendet, zum Beispiel für die Erneuerung der Wartebänke im Rathaus.” Mehr Informationen und die Möglichkeit, Einspruch zu erheben, bietet ein aufgedruckter QR-Code.

Markierter Baum in Bern

Viele lassen sich nicht zweimal bitten und landen auf der verlinkten Website. Zuerst grosses Aufatmen, doch das währt nicht lange. Denn dort ist zu lesen: “Ihre Stadtbäume werden zum Glück nicht gefällt. Aber auf Borneo werden jährlich bis zu 1.7 Mio. Hektar Wald vernichtet. Das ist mehr als der gesamte Schweizer Baumbestand.”

Weil Bäume ökosystemrelevant sind

"Während die Ankündigung der geplanten Fällung unserer geliebten Stadtbäume - beschönigend Holz- und Platzumnutzung genannt - sofort unser Blut in Wallung bringt, lässt uns Abholzung im grosse Stil oft kalt, solange sie nicht vor unserer eigenen Haustüre geschieht. Das ist fatal, denn das eine hat mit dem anderen zu tun", erklärt Dr. Sophia Benz, Geschäftsleiterin der für die Aktion verantwortlichen Organisation Borneo Orangutan Survival (BOS) Schweiz. “Kein Mensch und kein Baum kommt bei dieser Aktion zu Schaden. Wir verwenden sogar kompostierbares Absperrband. Wir machen uns die Vorstellungskraft und die Emotionen der Menschen zu Nutzen, um sie für eine Problematik zu sensibilisieren, die oft weit weg erscheint."

Wir möchten nicht protestieren oder provozieren, sondern möglichst breite Unterstützung für den Waldschutz mobilisieren - und zwar dort, wo Wald- und Klimaschutz am effizientesten und sinnvollsten ist: Die Urwälder Borneos speichern viel mehr Kohlenstoff als unsere Wälder. Sie liefern den Sauerstoff, den wir atmen. Sie regeln unseren Wasserhaushalt und unser Klima. Grossflächige Brandrodungen und die damit einhergehenden alljährlichen Wald- und Torfbrände beschleunigen den Klimawandel und gefährden Mensch und Tier. Brennen Torfmoorwälder, setzen sie 4- bis 40-mal mehr CO2 frei als Waldbrände in anderen tropischen Gebieten.

Internationale Probleme vor der Haustür

Versuchen wir, in der Schweiz auf diese Problematik aufmerksam zu machen, hören wir oft, dass der Schweiz-Bezug fehle. Genau das möchten wir ändern. “Diese Aktion erzeugt einen imaginären Schockmoment. Stellvertretend für die schockierende Realität auf Borneo. Für einen kurzen Moment wissen wenigstens einige Schweizer*innen, wie es sich anfühlt, wenn ihnen etwas so wichtiges und klimarelevantes wie die liebgewonnenen Stadtbäume genommen wird”, erklärt Sophia Benz. Gerade vor dem Hintergrund, dass auf Borneo momentan eine komplett neue Hauptstadt aus dem Waldboden gestampft wird, ist dieses Thema besonders relevant.


Und noch ein Bezug ist uns wichtig: Unsere Wälder leiden unter dem Klimawandel und der Trockenheit, die eine direkte Folge der Abholzung auf Borneo sind. Die Gesundheit unserer Wälder hängt letztlich davon ab, ob es uns gelingen wird, die Urwälder anderenorts zu erhalten.


Wer sich um unsere Wälder und Bäume und unser Klima sorgt, der oder die engagiert sich am besten für den Regenwaldschutz, z.B. auf Borneo. Wie? Im Rahmen der neuen Waldschutz-Kampagne, die wir mit der heutigen Aktion ins Leben rufen. Alle, die jetzt wissen, wie erstaunlich wichtig Bäume sind, können ab jetzt auf save-the-forest.ch für 40.- Franken 1 Jahr 1 Hektar wertvollen Regenwald schützen. Damit die Urwälder auf Borneo mit ihrer enormen Biodiversität und letztlich auch unsere eigenen Wälder eine Zukunft haben.
Reaktionen in Basel

© Fiostino