Tapanuli: Neu entdeckte Orang-Utan-Art schon vom Aussterben bedroht

Tapanuli - entdeckt, schon vom Aussterben bedroht

© Maxime Aliaga

Die Sensation war gross und ging um die Welt: Vor weniger als zwei Jahren identifizierten Forscher eine neue Menschenaffenart, den Tapanuli-Orang-Utan. Anton Nurcahyo, heute Deputy CEO der BOS Foundation, spielte bei dieser Entdeckung eine entscheidende Rolle, genau wie Forscher der Universität Zürich.

Jahrzehntelange Forschung 

Bis der wissenschaftliche Artikel, in der die Beschreibung der Art Pongo tapanuliensis veröffentlicht werden konnte, war jahrzehntelange Forschung von mehreren internationalen Teams voran gegangen. Der Forschungsprozess liest sich wie ein Krimi.

 

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Anton Nurcahyos entscheidende Rolle

Anton Nurcahyo, heute Deputy CEO der BOS Foundation, trug massgeblich dazu bei, die neue Art von den Sumatra- und Borneo-Orang-Utans abzugrenzen.

 

Jahrelang hatte er im Rahmen seiner Doktorarbeit an der Australian National University auf der ganzen Welt Naturkundemuseen besucht. Akribisch vermass er dort hunderte Orang-Utan-Skelette. Diese Daten konnten schliesslich mit einem Tapanuli-Skelett verglichen werden. 

So stellte sich heraus, dass der einzig verfügbare Schädel eines verstorbenen Tapanuli signifikant kleiner als der seiner Artgenossen ist. Ein entscheidender Fund der dafür spricht, dass es sich um verschiedene Arten handelt. 

Anton Nurcahyos entscheidene Rolle

© BOS Schweiz

Tapanuli-Orang-Utan: die achte Menschenaffenart

Im November 2017 hatten Forschende der Universität Zürich (UZH) zusammen mit einem internationalen Team den Pongo tapanuliensis zur achten Menschenaffenart erklärt. 

Zu den Menschenaffen zählen zwei Schimpansenarten, zwei Gorillaarten, der Mensch und nun drei Orang-Utan-Arten. Erstaunlich ist, dass der Tapanuli-Orang-Utan wie sein Artgenosse, der Sumatra-Orang-Utan, im dichten Batang Toru-Wald auf der Insel Sumatra in Indonesien beheimatet ist. Genetisch betrachtet ist der Tapanuli jedoch näher mit dem Borneo-Orang-Utan verwandt.  

Der Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus), der Sumatra-Orang-Utan (Pongo abelii) u

Drei Orang-Utan-Arten von links nach rechts: Der Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus), der Sumatra-Orang-Utan (Pongo abelii) und der Tapanuli-Orang-Utan (Pongo tapanuliensis) (Bild: Eric Kilby, Aiwok und Tim Laman; Wikimedia Commons).

Neue Erkenntnisse in der Evolutionsforschung

Dank Computermodellen konnte die Populationsgeschichte rekonstruiert werden. Die Berechnungen zeigen, dass die Tapanuli für mindestens 10 000 bis 20 000 Jahre von den anderen auf Sumatra lebenden Orang-Utans isoliert gewesen waren. Laut den Anthropolgen der Universität Zürich handelt es sich bei der neu entdeckten Orang-Utan-Art um die älteste evolutionäre Linie der Gattung Pongo und die direkten Nachkommen der ersten Orang-Utan-Population. 

Auf Tuchfühlung mit den Tapanuli-Orang-Utans

Der französische Fotograf Maxime Aliaga machte sich direkt auf die Suche nach den seltenen Menschenaffen und begleitete sie fast zwei Jahre lang mit der Kamera in ihrem schwindenden Lebensraum. Laut des 34-Jährigen ist es nicht immer einfach, die bedrohten Menschenaffen zu finden. Auf der letzten Expedition brauchte er sieben Tage, um einen Tapanuli-Orang-Utan vor die Linse zu kriegen. 

Es sind einmalige Bilder der extrem seltenen Menschenaffen in freier Wildbahn entstanden. Seine Berichte aus dem sumatrischen Regenwald und die Berichte vieler Anderer, die sich für den Tapanuli einsetzen, sind erschreckend. Die gerade entdeckte Orang-Utan-Art ist bereits vom Aussterben bedroht. Die Anstrengungen haben sich gelohnt: Seine Bilder wurden unter anderem im Buch «Remembering Great Apes» publiziert mit dem Ziel, das Bewusstsein für die Notlage der Menschenaffen zu schärfen.


Akut vom Aussterben bedroht – nur noch 800 Tapanuli-Orang-Utans

Im November 2017 wurde die Orang-Utan-Art identifiziert, nur einen Monat später deklarierte die “International Union of for Conservation of Nature (IUCN)” den Tapanuli-Orang-Utan als akut vom Aussterben bedrohte Spezies. Der Tapanuli ist der am stärksten bedrohte Menschenaffe der Welt. Nur noch rund 800 Tiere streifen durch die Hochwälder im Norden Sumatras. Immer mehr Regenwaldgebiete gehen durch illegale Abholzung verloren und fallen Palmölplantagen zum Opfer. Ein neues Staudammprojekt droht den Lebensraum der Primaten zu überfluten. 

Seit 15 Millionen Jahren leben die Tapanuli-Orang-Utan im Einklang mit der Natur. Heute sind sie die am stärksten gefährdete Menschenaffenart der Welt. Der Schutz des Lebensraums ist für den Fortbestand der Tapanuli-Population und ihrer Verwandten unerlässlich. Deshalb setzt sich BOS dafür ein, die Konsumentinnen und Konsumenten über die Palmölproduktion aufzuklären und der Abholzung mittels lokaler Kampagnen entgegenzuwirken. 

 


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