Alba ist reif für die Insel
Alba, das 5-jährige weisse Orang-Utan-Weibchen, das Ende April von der BOS Stiftung (Borneo Orangutan Survival Foundation) in Borneo gerettet wurde, soll gemeinsam mit drei Freunden auf eine eigene fünf Hektar grosse Flussinsel umziehen.
Nach einem Aufenthalt in der BOS-Rettungsstation, wo das ausgehungerte Orang-Utan-Weibchen zunächst medizinisch versorgt und aufgepäppelt wurde, steht nun fest: Alba kann nicht wieder ausgewildert werden. Ihre Überlebens- chancen in der Wildnis wären sehr gering. „Schuld daran ist nicht nur ihr schlechtes Seh- und Hörvermögen und die Tatsache, dass sie als Albino sehr anfällig für Hautkrebs und Augenschäden ist. Dank ihres besonderen Aussehens wäre Alba leichte Beute für Raubtiere und vor allem Wilderer, die in ihr eine begehrte Trophäe und ein lohnendes Verkaufsobjekt sehen“ erklärt Dr. Sophia Benz, Geschäftsführerin von BOS Schweiz.
Das bedeutet aber nicht, dass Alba weiter in Gefangenschaft leben muss. Als Tierschutzorganisation möchte BOS ihr ein möglichst artgerechtes Leben bieten. „Ob Alba für den Rest ihres Lebens bei uns bleiben kann und damit einen von der Öffentlichkeit weitestgehend abgeschirmten sicheren Platz bekommt, können wir nicht garantieren. Solange sie aber in unserer Obhut ist, werden wir alles daran setzen, dass Alba in einer möglichst naturnahen und wilden Umgebung leben kann – nicht weil sie so besonders ist, sondern gerade weil sie, wie jeder andere Orang-Utan auch, in Freiheit leben soll“, insistiert Sophia Benz.
In den BOS-Rettungsstationen befinden sich aktuell fast 700 Orang-Utans. Einige können auf Grund von Krankheiten oder Behinderungen nicht mehr zurück in die Wildnis. Auch ihnen bietet die BOS wenn möglich einen Platz auf einer natürlichen oder künstlich angelegten Flussinsel. Dort werden sie nur noch zugefüttert und überwacht, leben ansonsten aber quasi frei und selbständig. Auch die Auswilderungskandidaten verbringen zwei bis drei Monate auf solchen Inseln. Erst nach dieser Übungsphase werden sie in eines der BOS-Auswilderungsgebiete entlassen. In diesem Jahr sollen 100 Orang-Utans auf die Flussinseln gebracht werden und weitere 100 in unberührte Regenwaldgebiete ausgewildert werden. Alba soll eine dieser 200 Glücklichen sein.
Unterstützung ist gefragt
Noch in diesem Jahr möchte BOS mit dem Bau der Insel beginnen. Knapp 49‘000 CHF werden für die Insel und weitere 28‘000 CHF für den Unterhalt im ersten Jahr benötigt. Die Kosten für das Futter, die medizinische Versorgung, den Transfer der Tiere oder ihre Überwachung summieren sich. Im Budget sind auch Ausgaben für „enrichment tools“ vorgesehen, d.h. eigens angefertigte Hilfsmittel oder Spielzeug, das die Orang-Utans animieren soll, ihre Intelligenz und Kreativität zu nutzen. Die BOS Schweiz und ihre Partner haben Spendenaktionen ins Leben gerufen, sodass Alba hoffentlich bald umziehen und ein Leben in Freiheit führen kann.
Weitere Informationen und Materialien:
Über Alba
Das äusserst seltene Albino Orang-Utan-Weibchen mit hellblauen Augen und blondem Haar wurde in Borneo entdeckt und gerettet. Anwohner des kleinen Dorfes Tanggirang in Zentral-Kalimantan hielten es für zwei Tage gefangen. Am 29. April 2017 rückte ein Rettungsteam bestehend aus Mitarbeitenden der BOS Stiftung und der regionalen Naturschutzbehörde (BKSDA) aus. Die BOS Stiftung nahm das Tier in ihre Obhut. Das stark unterernährte und lichtempfindliche Orang-Utan-Weibchen wirkte physisch fragil, was man häufig bei geretteten Tieren beobachtet. Es reagierte ängstlich Menschen gegenüber und hatte zunächst kaum Appetit. Weltweit haben die Medien über den sehr seltenen weissen Orang- Utan berichtet, der so zum Botschafter seiner Art geworden ist. BOS forderte die Öffentlichkeit auf, Vorschläge für einen Namen zu unterbreiten und hat zahlrei- che Rückmeldungen erhalten. Unter den eingesendeten Namen hat ALBA das Rennen gemacht. Der aktuelle Bestand der Borneo Orang-Utans wird auf nur noch rund 55 000 Exemplare geschätzt. Seit 2016 werden sie auf der Roten Liste der gefährdeten Arten als „akut vom Aussterben bedroht“ geführt. Laut der loka- len Zeitung Borneo News wird nur einer von 10 000 Orang-Utans als Albino geboren.
Über die BOS Stiftung/BOS Schweiz
Die BOS Stiftung und ihre Schweizer Partnerorganisation, die BOS Schweiz, setzen sich für den dauerhaften Schutz der letzten Orang-Utans und ihres Lebensraumes in Borneo ein. Zu diesem Zweck unterhält die BOS zwei Rettungsstationen. Orang-Utans in Not, die nicht umgesiedelt werden können, werden dort medizinisch versorgt, rehabilitiert und bis zu neun Jahre lang auf ein Leben in Freiheit vorbereitet. In 25 Jahren rettete die BOS Stiftung über 2‘300 Orang-Utans, seit 2012 konnten 301 in geschützte Waldgebiete ausgewildert werden und knapp 700 warten derzeit auf ihre Auswilderung. Aufforstungsprojekte und Vorhaben zur nachhaltigen Entwicklung stehen ebenfalls auf der Agenda.
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