Als Volontärin auf Borneo

Als Volontärin auf Borneo

Volontärin Isabel Suter

Es war an einem nebligen Novembertag, als mich meine Kollegin auf die Freiwilligenreise von BOS Schweiz hinwies. BOS war mir schon länger ein Begriff und mit den Zielen konnte ich mich sehr gut identifizieren.

 

Spontan beschloss ich, mich den Volunteers aus der Schweiz anzuschliessen und reiste schon drei Monate später ab nach Ost-Kalimantan. Was ich dort erlebte, lesen Sie hier.

 

Text und Fotos von Isabel Suter

Nach fast 30 Stunden Anreise erreichten wir mit unserem Begleiter Nico von BOS Schweiz die Rettungsstation Samboja Lestari. Ein kleines, grünes Paradies mitten im Kulturland, zwischen Kohleminen und Palmölplantagen. Dies zeigte uns deutlich die nach wie vor schwierige Situation für die Orang-Utans auf Borneo, die von der illegalen Abholzung, Brandrodung, dem Tierhandel, Wilderei und dem Verschwinden ihres Lebensraums bedroht sind.

Freiwillige aus aller Welt

Untergebracht waren wir Freiwilligen in einer wunderschönen Öko-Lodge, die zur Station gehört. Das riesige «Baumhaus» diente als Oase der Erholung nach den bei diesen schwülen Temperaturen schweisstreibenden Tagesaktivitäten. Dass die traditionelle Küche einmalig gut war, trug sicher auch zur guten Stimmung unter uns Freiwilligen aus der Schweiz und Australien bei.

 

Wir waren eine bunt gemischte Truppe zwischen 18 und 70 Jahren mit unterschiedlichsten Lebensläufen. Was das tolle Team einte, war der Wunsch, sich für die Orang-Utans und Malaienbären tatkräftig einzusetzen.

Öko-Lodge Samboja Lestari

Gemütliche Abende mit Spielen, spannenden Diskussionen, einheimischem Bier, Schreiben von Dankeskarten an Sponsorinnen und Sponsoren oder auch Dokumentarfilme schauen haben viel zur guten Stimmung beigetragen.

Lohnende Arbeit

Malaienbären-Gehege

Nach einem Tag zum Akklimatisieren an die hohe Luftfeuchtigkeit, Besichtigen der Rettungsstation und einem ersten eindrücklichen Blick auf die Orang-Utan-Inseln, konnten wir selbst Hand anlegen. Unsere Aufgabe: Das Wiederherrichten eines 20 Jahre alten und 1.35 Hektar grossen Bärengeheges. Instruiert wurden wir dabei von den lokalen Mitarbeitenden Sam und Wi, die schon viele freiwillige Helferinnen und Helfer betreut haben.

 

Machete in die Hand und los ging’s mit Vollgas. Nach einigen Stunden war das Gelände bereits vom wuchernden Schilfgras befreit und ungewohnte Muskeln schmerzten.

 

Als nächstes stand die Renovation der diversen Spiel- und Aufenthaltsplattformen auf dem Programm; angeleitet von Patrick Rouxel, einem ehemaligen Filmemacher, der sich für den Schutz der Malaienbären einsetzt. Gebaut aus Eisenholz und meist auf einem Betonsockel errichtet, müssen die Plattformen in anstrengender Handarbeit teils total erneuert werden.

 

Alte, verrostete Schrauben lösen, Nägel entfernen, neue Balken oder Bretterböden befestigen, neue Netze aus alten Gummireifen weben, die Plattformen mit Brückenkonstruktionen verbinden, all das galt es zu tun… Jedes Teil wird mindestens zweimal verwendet, weggeworfen wird hier gar nichts, denn Ersatzteile sind teuer oder gar nicht erhältlich.


Gruppenbild
Als Highlight durften wir dann die über one-tree-one-life.org gespendeten 150 Frucht- und Kulturbaumsetzlinge im Gehege pflanzen. Ein bisschen stolz waren wir schon, als die letzte Gummibrücke hochgezogen und die Bäume gesetzt waren.

Es gab auch gemütlichere Aktivitäten. So bastelten wir zwischendurch Enrichments für die Orang Utans. Spass machte z.B. das Füllen von Kanistern mit Blättern und Süssigkeiten oder das Befüllen der mit Bohrlöchern übersäten Baumscheiben mit leckerem Fruchtmus und Erdnüssen – die Scheiben trainieren die Geschicklichkeit der Orang-Utans. Und vollen Einsatz gaben wir im tropischen Regenwetter beim Fällen und Zersägen der Bambusbäume. Daraus entstanden ebenfalls Aktivierungsmaterialien.

 

Absuluter Höhepunkt der Reise war der Besuch der Rettungsstation Nyaru Menteng in Palanka Raya. Die 3 bis 5-jährigen Orang-Utans aus Distanz beim Spielen nach der Waldschule beobachten zu können, war einfach goldig. Zu wissen, dass sie eine Chance haben, auf eine der Vor-Auswilderungsinseln zu ziehen und in einigen Jahren dann komplett wieder in die Wildnis zurückzukehren, gibt Hoffnung.


Meine Learnings

2 Orang-Utans

Seit meiner Reise lebe ich viel bewusster. Der Regenwald ist nicht mehr einfach weit weg und die Auswirkungen meines eigenen Verhaltens sind mir viel präsenter. Sogar mein Speiseplan hat sich verändert und beim Einkaufen gehört der Blick auf die Etikette mit den Inhaltsstoffen nun zur Pflicht. Es ist gar nicht so einfach, Produkte mit Palmöl zu umzugehen, aber mehrheitlich gelingt es mir.

 

Was auch bleibt, sind die einmaligen Erfahrungen in Kalimantan gemeinsam mit den Mitarbeitenden der Rettungsstationen, Freiwilligen aus der Schweiz und Australien und unseren Betreuern vor Ort Sam und Wi. Auch Patrick Rouxel und sein unermüdliches Engagement für die Malaienbären haben mich tief beeindruckt.

 

Es waren unglaublich wertvolle Begegnungen, die mich motivieren, mich weiterhin zu engagieren und die breite Bevölkerung für die Botschaften von BOS zu sensibilisieren.

 

Über all dem steht aber das Wissen, wie viel Arbeit noch vor uns liegt. Wie viel tatkräftiger Einsatz von uns allen gefordert ist in der Aufklärung und Information, bei der Veränderung unser aller Gewohnheiten und insbesondere wie viel Engagement und auch finanzielle Unterstützung zwingend notwendig sind, um den «Waldmenschen», Malaienbären, der lokalen Bevölkerung in Indonesien und damit auch dem Regenwald und unser aller Zukunft eine Überlebenschance zu geben. Packen wir es gemeinsam an!

Ich möchte mich bei BOS Schweiz und den Teams in Samboja Lestari und Nyaru Menteng für Ihr Engagement und diese einmalige Erfahrung bedanken. Ihr seid top!

Anmerkung BOS Schweiz: Isabel, du bist auch top! Vielen Dank für deinen Einsatz.

Hier lesen Sie mehr zu unserem Freiwilligenprogramm. Wir würden uns freuen, wenn Sie nächstes Jahr mitreisen würden.